Mittwoch, 12. Februar 2014

Musik, Hipster und Fragwürdigkeit

‚God Help The Girl‘ war dieses Jahr der Startschuss für die Berlinale Generation 14+.
Eve, eine junge, magersüchtige Frau, klettert aus dem Fenster ihrer Klinik. Singend läuft sie durch die Stadt, besucht ein kleines Konzert und lernt den Gitarristen James kennen. Bis auf ihren Stil und ihre Liebe zur Musik sind die beiden sehr unterschiedlich. Er ist schüchtern und unauffällig, sie braucht nur wenige Minuten, um sogar einen Türsteher zu beeinflussen. James augenblicklich entflammte Liebe zu der schönen Unbekannten bleibt jedoch unerwidert. Trotzdem bildet sich eine Freundschaft, die auf Musik, Unternehmungen und schließlich dem Gründen einer Band aufbaut.

Das Musical ist frisch und unterhaltsam. Frisch und unterhaltsam? Zwei Kriterien, die ich nicht automatisch einer Geschichte über eine Magersüchtige ohne richtige Arbeit oder Familie zuordnen würde. Das liegt wahrscheinlich daran, dass das ernste Thema Magersucht nur eine Nebenrolle spielte. Der Regisseur sagte selber im Publikumsgespräch, er wollte keinen Film über Magersucht drehen. Die Krankheit sollte mehr dafür stehen, dass die Protagonistin Eve eine schwierige Vergangenheit hatte.
Doch dafür, dass das Thema ein fester Bestandteil der Geschichte ist, wurde es nach meiner Meinung zu wenig ausgeführt. Es erscheint doch leicht fragwürdig, dass das Problem für Eve durch eine Tablette täglich abgehakt ist.
Ebenso stellt sich die Frage, wie die junge Frau sich die schönen Kleider leisten kann, von denen sie jeden Tag ein anderes trägt. Der Job einer Kellnerin, den sie im Verlauf des Filmes annimmt, wird ihr wohl kaum so viel Geld einbringen. Somit wirkt der Film ein wenig oberflächlich.

‚God Help The Girl‘ ist leicht verdaulich und beschwingend. Auch wenn man solche Filme nicht oft auf der Berlinale sieht, lohnt er sich auf jeden Fall für Fans von Retro-Kleidung und Pop-Musik.

Alina Grünky, 12.02.2014
1 Kommentar:
  1. Ich finde, dieser Film fängt auf ganz wunderbare Weise die Stimmung der kurzen Zeitspanne zwischen Jugend und Endgültig-Erwachsensein ein, in der sich die Protagonisten dieses Films bewegen. Man ist unbeschwert, kann sich ausprobieren und selbst verwirklichen, alles ist möglich. Die Belastungen und wiederkehrenden Verpflichtungen des Erwachsenseins fehlen noch.
    Der Film spiegelt dieses Lebensgefühl auf berührende Weise sowohl in der Handlung als auch in der Musik wider. Auch die Ausstattung soll dies meiner Meinung nach unterstützen: irgendwie kriegt man schon die paar Dinge zusammen, die man gerade zum Leben braucht und fühlt sich gut dabei.
    Daß dieser Zustand nicht ewig währt, jeder trotzdem so seine Probleme hat und die Wege sich irgendwann wieder trennen, wird im Film sichtbar, ohne zu dominieren: Eve muß mit ihrer Krankheit kämpfen, James träumt von einer Musikkarriere, ohne zu wissen, wie er das alleine erreichen soll. Am Ende war der wunderbare Sommer für Eve nur ein Schritt auf einem Weg, für James und Cassie aber etwas ganz Besondes, das sie nie vergessen werden, auch wenn sie nicht wissen, wie es für sie weitergeht.

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