Sonntag, 9. Februar 2014

Das umfangreiche Publikumsgespräch zu FINN


Nachdem sich das Team von Finn auf der Bühne versammelt hat, wird noch eine Weile eifrig applaudiert. Das Publikum ist begeistert von diesem Film.

Maryanne wendet sich sofort an Frans Weisz, den Regisseur und fragt ihn, ob er selbst erstmal etwas sagen möchte. Danach herrscht ein kurzes Durcheinander, als Frans überlegt, in welcher Sprache er antworten soll. Zunächst auf Englisch. Als er es dann auf Deutsch versucht, wird ihm gesagt, er möge doch evtl. auf Holländisch reden. Doch nachdem er ins Holländische gewechselt ist, springt er dann doch lieber schnell wieder zurück zum Deutschen mit den Worten:

„Nein, lieber Deutsch. Ich habe schon während des Films zu meinem Produzenten gesagt, dass der Film auf Deutsch besser wäre. An dieser Stelle ein riesen Lob an die Übersetzerin. Ist sie auch hier? Dann sollte sie jetzt auf jeden Fall auf die Bühne kommen!“

Allgemeine Heiterkeit verbreitet sich. Der Regisseur ist ein sehr humorvoller Mann, der dazu tendiert, sehr viel zu reden. Doch das macht das ganze Gespräch noch um einiges interessanter. Er fährt fort: „Ich hatte bereits schon einmal Kontakt mit Generation. Damals habe ich hier meinen zehnminütigen Kurzfilm vorgestellt, der auch prompt den Bären gewann. Ich habe also nur positive Erinnerungen, wenn ich an die Berlinale denke und bin daher sehr froh, wieder hier sein zu dürfen. Und auch sonst bin ich richtig gerührt, euch alle hier zu sehen. Außerdem kam mein Vater aus Berlin und sein Geburtstag ist an dem Tag, an dem „Finn“ zum letzten Mal hier auf der Berlinale gezeigt wird. Ich kann das gar nicht in Worte fassen, wie ich mich fühle. Einfach danke. Danke an euch alle!“

Danach geht es über zum richtigen Publikumsgespräch.

Wie viele Menschen waren an dem Dreh beteiligt?
An diesem Film waren sehr, sehr viele Menschen beteiligt. Zuerst kamen natürlich die Personen mit der Geschichte zu uns, dann ist diejenige dazu gekommen, die das Drehbuch geschrieben hat und so weiter… Und alle zusammen sind wir bestimmt mindestens 200 Menschen, die daran beteiligt waren.

Wie lange hat es gedauert den Film zu drehen?
Zu kurz! Ich glaube 28 Tage. Mels (der Darsteller von Finn) war damals 8 Jahre alt und mir wurde gesagt, dass man mit solch jungen Kindern effektiv nur von morgens bis 11 Uhr arbeiten kann, weil er danach zu müde ist, um zu irgendetwas fähig zu sein. Aber er hat das sehr gut gemacht und auch immer sehr lange durchgehalten.

Hat Finn Luuk wirklich nur erträumt?
Halb. Man weiß es nicht. Aber es ist eine gute Frage. Wir haben hier zwei „Religionen“. Das eine ist die Magie und das andere das Verlangen. Und das ist der Traum. Aber das Verlangen ist wichtiger als der Traum, glaube ich.

Wie seid ihr auf die Idee zu diesem Film gekommen?
Vor Jahren bin ich auf die Idee zu diesem Film gekommen. Aber damals ging es noch um einen Jungen, der unbedingt berühmter Geiger werden wollte. Und dass das wichtiger war als die Mutter. Das hat sich dann aber langsam geändert. Und das Vorbild zu Finn war ein wenig Billy Elliot. Es sollte um ein Kind gehen, das einmal jemanden Geige spielen hört und seine Mutter sieht und dann als Folge versucht Geigenspielen zu lernen.

Wie habt ihr das mit der Geige gemacht, dass es aussieht, als würdet ihr sie zerbrechen?
Das ist eine gute Frage. Als wir gedreht haben, wollte ich auf keinen Fall ein Instrument zerstören. Das ist, als würde man Blumen auf den Boden werfen und das macht man nicht. Das geht gegen mein Gefühl. Aber dann dachte ich, dass wir auch ein wenig Gewalt in diesem Film benötigen und dass wir das brauchen, um die Magie in diesem Film aufrecht zu erhalten.

Ganz toll finde ich übrigens auch Jan Decleir, der den Großvater spielt. Er hat bereits, glaube ich, 3 Oskars gewonnen. Ein ganz wunderbarer Schauspieler.


Für Verwirrung sorgte die Frage eines kleinen Mädchens: „Wurde der Film in Aachen gedreht?“ „Äh, nein. Wieso?“. Es stellte sich schließlich heraus, dass sie bereits einmal dort gewesen war und eine gewisse Ähnlichkeit erkannt hatte.

Wann wurde der Film gedreht?
Wir haben gedreht von Mitte April bis Anfang Juni letzten Jahres. Und ich nenne diesen Film einen „Eastern Film“, weil er ganz in der Nähe der deutschen Grenze gedreht wurde. (Auf diese Antwort hin, warf ihm sein Kollege einen Blick zu, der ihm bedeuten sollte, kurze Antworten zu geben. Er verstand diesen Wink mit dem Zaunpfahl und sagte bedächtig: )Aber ich weiß, ich soll kurze Antworten geben.

Finn, spielst du in Wirklichkeit Geige?
Ein bisschen. Also ich hatte 3 Geigenunterrichtsstunden und das, was ich gelernt habe, lernt man normalerweise in 20 Unterrichtsstunden.

Übst du immer noch?
Ne.

Fußballspielen?
Gar nicht.

Wie habt ihr Mels gefunden?
Wir haben über eineinhalb Jahre lang nach der perfekten Person gesucht und haben uns so um die 300 Kinder angeguckt. Und irgendwann, so drei Wochen vor Drehbeginn, habe ich Mels gesehen. Und, wie Sie bemerkt haben, mag ich es sehr zu sprechen, aber als ich Mels gesehen habe war ich sprachlos. Da wusste ich nur: Das ist unser Finn.

Finn, was willst du später werden?
Schauspieler!

Wieso war das Tier, das ihn geleitet hat, ein schwarzer Rabe?
Mir war klar, dass der Film nicht sofort anfangen muss, zum Beispiel mit einem Fußball oder so. Sondern mit etwas, was da hin leitet. Ach, ich weiß nicht, ich will immer anfangen mit einem Raben.

Wie viele Geigen wurden für den Dreh verwendet?
Fünf Geigen wurden verwendet. Auch eine teure.

Es fiel schwer, bei Frans‘ umfangreichen Antworten den Überblick zu behalten und häufig wunderten wir uns, was er uns gerade erzählen wollte, da es nicht im Mindesten beantwortete, was gefragt worden war. Dennoch erfuhren wir sehr interessante Dinge und genossen das Publikumsgespräch, das eine tolle Abwechslung zwischen einfacheren aber auch tiefgründigeren Fragen bot.

09.02.14, Sarah Gosten
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